Bowles and Beats
Tanger ist für literarisch Interessierte unweigerlich verbunden mit dem amerikanischen Schriftsteller und Komponisten Paul Bowles, der die Stadt an der Nordspitze des afrikanischen Kontinents zu seinem Stützpunkt machte. 1931 war Bowles das erste Mal in Tanger, nach dem Zweiten Weltkrieg liess er sich definitiv nieder. Mit der Schriftstellerin Jane Sidney Auer führte er eine unkonventionelle Beziehung. Sie war eigentlich lesbisch, er bisexuell. Damals war Tanger als Internationale Zone ein Anziehungspunkt für Exzentriker, Bohemiens, Beats und später auch Hippies.
Paul Bowles schrieb Bücher, übersetzte marokkanische Autoren, zeichnete ihre Geschichten auf (Mohammed Mrabet) und machte auf ausgedehnten Reisen durch das Land Aufnahmen der marokkanischen Volksmusik. Bowles starb 1999 in Tanger im Alter von 88 Jahren. Sein berühmtestes Buch ist „Himmel über der Wüste“, das 1990 von Bernardo Bertolucci verfilmt wurde.
Das American Legation Museum in Tanger hat dem Leben und Werk von Paul Bowles einen ganzen Museumsflügel gewidmet. Das Museum liegt innerhalb der geschäftigen Medina von Tanger und ist eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit. Die maghrebinische Architektur und die stilvollen Einrichtungen verleihen den Räumlichkeiten eine ehrwürdige Atmosphäre.
Im Bett geschrieben
„Ich benutze keine Schreibmaschine, zu schwer, zu mühsam“, sagte Paul Bowles 1981 in einem Interview mit The Paris Review. Er schreibe in Notizbücher, meistens im Bett. „95 Prozent von allem, das ich geschrieben habe, ist im Bett entstanden.“ Das Abtippen sei dann eine anderes Ding, aber nicht Arbeit, wie er sie verstehe. „Unter arbeiten verstehe ich, etwas zu erfinden, es auf den Punkt zu bringen, eine Seite zu gestalten mit Worten.“
Hotel El-Muniria
Auch der amerikanische Schriftsteller William S. Burroughs wählte Tanger in den 1950er Jahren zu seinem Exil. Er wohnte im Hotel El-Muniria, wo er „The Naked Lunch“ schrieb, einen der avantgardistischsten Romane des 20. Jahrhunderts. 1957 besuchten ihn die Beat-Autoren Jack Kerouac und Allen Ginsberg, die sich ebenfalls im El-Muniria einquartierten. Das Hotel existiert bis heute und vermietet günstige Zimmer. Im unteren Stockwerk ist die Bar „Tanger Inn“ in Betrieb. An den Wänden hängen Fotos und Zeitungsausschnitte aus den Beat-Tanger-Jahren. Auch Truman Capote besuchte Tanger, der Kerouacs Literatur abschätzig als „typing“ bezeichnete. Was für ein armseliger Wicht, dieser Capote.